Der erste Schritt: keinen Tabak mehr verbrennen. Der nächste sollte sein, komplett auf Nikotin zu verzichten.

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Günther Brandstetter beschäftigt sich von Berufs wegen mit Gesundheit. Allein schon deshalb möchte er von der Sucht wegkommen.

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Rauchen ist so ziemlich das Dümmste, was man sich und seinem Körper antun kann. Das weiß ich schon lange. Bereits als vier- oder fünfjähriger Stöpsel nervte ich meine Eltern täglich mit den anklagenden Worten "Hört doch mit dem Rauchen auf". Mit den moralischen Ansagen war es in der Pubertät aber dann auch schon vorbei. Ich wurde süchtig nach Nikotin. Bis auf ein kurzes Intermezzo blieb das über 30 Jahre so.

In wenigen Wochen werde ich 50. Grund genug, der Zigarette unsentimental Adieu zu sagen. Leider klappt es mit der vollständigen Nikotinabstinenz noch nicht ganz. Nikotinpflaster oder Kaugummi habe ich probiert, die helfen mir aber nicht beim Entzug. Auch E-Zigaretten, mit denen ich mich in eine Wolke aus Wasserdampf hüllen kann, sind nicht meine Sache.

Es gibt noch eine Alternative: Big Tobacco reagiert auf den Trend, dass Zigaretten in den westlichen Industrienationen immer unpopulärer werden. Mit Tabakerhitzern will die Industrie die Nikotinabhängigen bei der Stange halten. In Österreich ist dieser Suchtmacher noch nicht zugelassen, in der restlichen EU und der Schweiz schon länger. Ich habe mir das Gerät in Bratislava gekauft. Das Funktionsprinzip ist denkbar einfach: Ein etwa vier Zentimeter großer Filter, der eine geringe Menge Tabak enthält, wird in einen sogenannten Holder gesteckt. Darin befindet sich ein kleiner Metallstift, der sich beim Einschalten des Geräts auf bis zu 350 Grad Celsius erhitzt.

Üble Dämpfe

Nach etwa einer halben Minute kann das nikotinhaltige Aerosol des erhitzen Tabaks inhaliert werden, maximal 14 Züge sind pro Filter möglich. Dann muss das Gerät neu aufgeladen werden. Vier Minuten dauert das, "Kettenrauchen" ist also nicht möglich. Die Prozedur ist gewöhnungsbedürftig, anfänglich verweigerte das Gerät regelmäßig seinen Dienst – weil ich irgendetwas falsch gemacht hatte.

Geschmacklich erinnert das Ganze nur rudimentär an Tabak. Es fühlt sich eher danach an, als ob man an einem Stück Holz nuckeln würde. Ein großer Nachteil: Beim Aufheizen setzt das Gerät Gerüche frei, die an Blähungen erinnern. Mehrmals wurde ich schon fälschlicherweise der Flatulenz bezichtigt. Ein Kollege schimpft mein neues Suchtmittel deshalb auch "Pampers-Tschick".

Im Vergleich zu einer herkömmlichen Zigarette ist der Schadstoffgehalt geringer, die Tabakindustrie spricht von einer Reduktion um bis zu 95 Prozent. Das haben die selbst gesponserten Studien gezeigt. Unabhängige Untersuchungen zweifeln hingegen an diesem großspurigen Versprechen. Eine gesunde Alternative bleibt also weiterhin nur die völlige Tabak- und Nikotinabstinenz. Die werde ich hoffentlich auch noch schaffen. (Günther Brandstetter, 12.5.2019)